Trauerrede Vater

Mir fehlen die Worte. Du hast keine Worte gebraucht, um dich mitzuteilen. Wir haben uns wortlos verstanden. Ich fühlte mich nie deplatziert oder missverstanden. In deiner Nähe war ich geborgen und aufgehoben. 

Du warst ganz Mensch, ganz voller Liebe, Zuneigung und Herzlichkeit. Du hast nicht geurteilt oder moralisiert. Du hast mich als deinen Papi angenommen und akzeptiert. Du hast mich beschenkt und erhellt. Du hast mich befreit und beseelt zugleich. Du hast mein Leben erfüllt. 

Wir waren eine kleine verschworene Gang. Seit drei Jahren nun auch zu dritt, mit dem grossen C unterwegs. Ermöglicht hat uns das deine Mutter, die im Hintergrund alles Notwendige und Erdenkliche organisierte. 

Mit dir ist man nie einsam. Mit dir fühlt man sich unbesiegbar. Du warst eine «Powermaus». Du hast etliche Schläge weggesteckt. Du hast dich wieder erhoben und einen sofort angelächelt. Du wolltest nicht viel – aber das «richtig». Es gab kein halbherziges Kuscheln oder Streicheln. Entweder-oder. Und zwar mit vollem Körpereinsatz. Das Wichtige richtig tun. Das konntest du. 

Du bist mein Vorbild. Du hast mir viel gelehrt. Insbesondere in der Liebe. Einfach tun. Einfach das natürliche Urvertrauen walten lassen. Nicht werweissen. Einfach lieben. 

Habe ich dich verdient? Vermutlich nicht. Aber ich habe dich gebraucht. Ich habe dich viel mehr gebraucht als du mich. Weil du stark und souverän warst. Danke. 

Du hast mindestens ein, vermutlich etliches Leben gestiftet. Du hast mindestens mir einen Alltag geschaffen. Ich konnte mich wöchentlich auf den Donnerstag freuen. Endlich darf ich mein kleines C wieder umarmen: die wohl süsseste, weil ehrlichste und unschuldigste Umarmung, die ich jemals empfinden werde. 

Ich meinte, ich sei nicht zu beeindrucken. Doch du, kleines C, konntest mich am grössten beeinflussen. Ich habe dich stets vermisst, warst du nicht bei mir. Aber ich wusste, der Donnerstag folge. Die Sehnsucht war stets Teil unserer Beziehung. Du warst mal hier, mal dort und schliesslich bei mir. 

Jetzt bleibst du bei mir. Du bist frei, kannst nun überall und alles sein. Ich freue mich für dich. Du hast gelebt. Richtig gelebt. Du warst das lebenswerteste und liebenswerteste Leben, dem ich jemals begegnet bin. Jetzt habe ich mehr als bloss eine Ahnung von Leben und der Liebe. Danke, Charlotte. 

Ich bin dankbarst und privilegiert, dein Vater sein zu dürfen. Danke, Charlotte.